Nobody Knows
Rezensionen

Folker – Lyrik im Anzug

Wenn eine deutsche Band heutzutage das „Heidenröslein“ oder die „Lorelei“ singt, kann das ganz schön peinlich werden. Nicht so bei diesem Sextett aus Sachsen-Anhalt. Denn die beiden Köpfe der Band, Max Heckel und Maximilian Heinrichs, halten sich lediglich an die bekannten Texte, nicht aber die gemeinhin damit verbundenen Melodien. Traditionelle Worte in neuer Musik also, die sich durch geschmackvolle Arrangements auszeichnet, die wiederum Instrumente wie Gitarre, Piano, Bass und Mandoline zum Klingen bringen. Das hat insgesamt mehr von modernem Songschreiber-Pop als von muffig-literarischem Liederkonservieren. Es geht vor allem um die Atmosphäre der Wörter. Da steht die düstere Minisinfonie „Kriegsballade“ neben einer überraschend locker-luftigen Fassung Goethes besagten „Heidenrösleins“. Nicht jeder Song des Albums verliert allerdings seine gewohnte Melodie – „My Bonnie Is Over The Ocean“ beispielsweise, das allerdings nun wie ein leiser Blues anmutet; oder Alexandras „Zigeunerjunge“, der an Kitsch verliert, aber die Melancholie behält. Manchmal ist es zunächst schwer, sich vom Bekannten zu lösen. Dann allerdings kann es passieren, dass man die Ur-Version nicht mehr hören will. Gut möglich.

Volker Dick, Folker, 06.2012 (PDF)

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02.08.2023, 01:56
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