Nobody Knows
Rezensionen

Alternativmusik.de – Lyrik im Anzug

Dass Nobody Knows eine Band mit vielen Seiten ist, haben wir an dieser Stelle schon öfter festgestellt. Als Folk-Band mit Spaß an der Sache (We Folk You), als solche mit Spaß am lustigen Kurzfilm (François – A Musical Story Of Violence) oder auch als energiegeladene Live-Band (folKing around). Jetzt präsentieren auch eine weitere Seite wieder, die sie vor einigen Jahren bereits gezeigt haben: Im Anzug. Genauer: Lyrik im Anzug. Eine Seite mit viel Tiefgang und Ernsthaftigkeit, werden doch hier Gedichte vertont, die sich vor allem den großen Dichtern widmen wie Goethe, Theodor Storm, Nietzsche, Walther von der Vogelweide, Joseph von Eichendorff und anderen.

Vereinsamt von Friedrich Nietzsche zeigt Nobody Knows von einer wirklich tiefen Seite mit viel Gefühl. Ruhig gezupfte Gitarren mit spärlicher Perkussion, aber emotionalen Ausbrüchen im Mittelteil, die laut werden und auch zweistimmigen Gesang präsentieren. Dass das bei aller Tiefe auch optimistischer klingen kann, zeigt dann gleich darauf Joseph von Eichendorffs Sehnsucht. Mit hellen Piano-Melodien, in Moll gezupften Gitarren und Streichern zeigen Nobody Knows Lyrik von der gut gelaunten Seite. Nicht fehlen darf natürlich der große Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe, beispielsweise mit dem Heidenröslein, das neben den ruhigen Passagen hier teilweise gar zum Folk-Stampfer im hohen Tempo wird, was dem Gedicht auch gut steht.

Apropos Goethe: „Alles Lyrische muss im Ganzen sehr vernünftig, im Einzelnen ein bisschen unvernünftig sein.“ So ein Spruch aus seinen posthum veröffentlichten Einzelheiten, Maximen und Reflexionen, den sich auch Nobody Knows für ihre Lyrik im Anzug zu Eigen gemacht haben. Zum Beispiel in ihrer eigenwilligen Interpretation vom Erlkönig, das mit Bläsern und Melodieläufen in Dur die gute Laune nur so zelebriert. Bei My Bonnie Is Over The Ocean stellen sie sich in eine Reihe mit Acts wie Element Of Crime und sehr vielen anderen, die diese Nummer bereits interpretiert haben, aber schaffen es, dies noch einmal ganz anders zu tun. Mit einem kindlich anmutenden Charme zaubern sie hieraus eine Komposition, die mit seiner schleifenden Orgel fast als Nachtlied durchgehen könnte.

Keine Frage: Auch die Lyrik im Anzug ist eine Seite, die der Band sehr gut zu Gesicht steht. Nobody Knows zeigen sich als durch und durch wandlungsfähiges Projekt, das aber eines immer kann mit dem, was sie macht: Überzeugen! Lyrik im Anzug macht da keinesfalls eine Ausnahme!

Marius Meyer, Alternativmusik.de, 05.2012 (PDF)

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