Nobody Knows
Rezensionen

Banzai Fanzine – we folk You

NOBODY KNOWS sind eine Band aus Stendal, Halle und Magdeburg, die sich deutlich aus der deutschen Folk Szene abhebt. Zum einen sind die fünf Musiker deutlich jünger als die üblichen, langbärtigen Verdächtigen, die sich in den Irish Pubs dieses Landes als Musiker versuchen. Dazu kommt, dass sich diese Truppe nie damit zufrieden gibt, ein Traditional so zu interpretieren, wie es irgendeine andere Folk-Band bereits getan hat. Vielleicht ist gerade das junge Alter der Grund dafür, dass der Sound von NOBODY KNOWS deutlich frischer und unverbrauchter klingt, als der vieler älterer Kollegen. So versteifen sich die Musiker auf ihrer neuen CD „we folk YOU“ keineswegs auf folkige Klänge von der grünen Insel, sondern integrieren auch süd- und osteuropäische Folk- und Polkaeinflüsse in ihren Songs. Ähnlich wie PADDY GOES TO HOLYHEAD in den 90‘ern, gelingt es hier sehr gut, die traditionellen Elemente mit Rock und Pop zu verbinden, sodass ein Gesamtsound entsteht, der in einem positiven Sinne als Radio-tauglich bezeichnet werden kann.

Gerade der tolle Sänger, sowie die mehrstimmigen weiblichen und männlichen Gesangsharmonien sind hervorragend und werten dieses ohnehin schon sehr gute Album deutlich auf. Neben englischen und französischen Texten wurde ein Großteil der Songs mit einem deutschen Text versehen. Auch mit dieser Besonderheit stehen NOBODY KNOWS in der Folk Szene ziemlich alleine da, doch auch hier hat sich das Wagnis gelohnt. Die deutschen Versionen von „McPherson's Lament“, „Bella Ciao“ oder Francois Villons Spitzbuben-Ballade von „Jean, Jacques und Nicola“ sind nicht nur sehr einfallsreich neu getextet worden, sondern machen auch jede Menge Spaß. In „Foggy Gardens“ wurde kurzerhand der Text von „Down By The Sally Gardens“ mit der Melodie von „Foggy Dew“ kombiniert, woraus ein weiteres Highlight dieser CD entstand. Für den nicht weniger bekannten „Galway Piper“ holte man sich Unterstützung bei den in der Irish Folk-Gemeinde berühmt-berüchtigten COBBLESTONES und verwandelte den Song in eine ergreifende Hymne, die bei mir immer wieder für Gänsehaut sorgt. Mit „Dein Rotes Haar“ endet das Album schließlich mit der einzigen Eigenkomposition, und mir stellt sich direkt die Frage, warum man nicht mehr eigene Songs aufgenommen hat. Mit dieser Nummer könnte die Band ohne weiteres beim nächsten Bundesvision Song Contest antreten, verbindet er doch folkigen Pop mit Indie-Rock a la VIRGINIA JETZT. Alles in Allem ist dieses 15 Lieder umfassende Album ein wichtiger Schritt zur Verjüngung der Folk-Szene. Mögen sich Folk Puristen die Haare (und Bärte) raufen, für mich sind NOBODY KNOWS eine von wenigen Bands, die das Zeug dazu hätten, Folk-Rock wieder in die Charts zu bringen.

Jörn Symens, Banzai Fanzine, 04.2010 (PDF)

Microblog
Termine hier, Termine dort. Mal spielen wir hier und mal am anderen Ort.
02.08.2023, 01:56
App fürs Handy
Kommentare
Zurzeit gibt es keine neuen Kommentare.
RSS-Feed RSS-Feed
Projekte
Netzwerke
Unterstützt von