Nobody Knows
Rezensionen

RABENTON – Morgen, Kinder, und übermorgen auch

Das jüngste, als „neuverpackte Weihnachtshommage“ untertitelte Werk von Nobody Knows zeigt erneut, wie weit die Band mittlerweile über ihre Wurzeln im irischen Folk-Rock hinausgewachsen ist. Mit der selben überzeugenden Leichtigkeit, mit der Nobody Knows sich schon beim Vorgängeralbum „Lyrik im Anzug“ in der modernen Interpretation romantischer Poesie und Volksliedgut bewiesen haben, widmet man sich nun dem Weihnachtsthema. Die dabei unweigerlich drohende Gratwanderung zwischen Klischee und Provokation, die schon vielen „Weihnachts“-Alben zum Verhängnis wurde, bewältigt die Band elegant. Der sehr eigenständige Stil der Band gefällt durch die stets ausgewogene Balance zwischen reifer Ernsthaftigkeit, erfrischendem Wagemut und dem gewissen Augenzwinkern. Eine hochwertige Produktion, die nichts zu wünschen übrig lässt, tut ihr übriges. Glücklicherweise wird der thematische Lamettafaden auf „Morgen, Kinder …“ auch nicht dogmatisch durchgezogen, sondern durch viele abwechslungsreiche Elemente belebt, und das Album hält, was es im Untertitel an „Neuverpackung“ verspricht. Ob Interpretation traditioneller Weihnachts- und Winterlieder, Neuvertonungen und –vertextungen, Nobody Knows integrieren munter und gekonnt verschiedenste Stilelemente, z.B. aus Blues, Jazz oder Rap, in die ihnen eigene Folkmusik. Eine angemessen festliche Atmosphäre, gewürzt mit Satire und einer ordentlichen Portion Melancholie der kalten Jahreszeit lassen den Hörer vorm imaginären offenen Kamin je nachdem erschauern oder amüsiert die Ohren spitzen. Ein Anspieltipp und Beleg für all dies ist zweifellos das bekannte Lied vom „Schneeflöckchen“ – in einer überraschend erwachsenen Version mit Ohrwurmqualitäten. Titel wie die eher nachdenklichen „Oh Tannenbaum“, „Ach, bittrer Winter“ oder auch der Bonustrack „Oktoberregen“ bieten Tiefgründiges, nicht nur im weihnachtlichen Kontext; Stücke wie „Winterlied“ oder das titelgebende „Morgen, Kinder“ sorgen für den nötigen Schwung. Die beiden englischsprachigen Lieder „Jingle Bell Rock“ und „Sleeping Maggie“ erklären sich natürlich vor dem Hintergrund der Band, fallen aber im Zusammenhang des Albums wegen Stil und Sprache vielleicht etwas aus dem Rahmen. Trotzdem sind sie ohne Frage weitere Farbtupfer und für sich genommen ebenso gelungen wie das gesamte Album. Der Erwähnung wert ist außerdem die Aufmachung im DVD-Digipackformat, die wie gewohnt edel, aber passend zum musikalischen Inhalt ohne zu protzen und mit humorvoll gestaltetem Cover und Booklet daherkommt. Natürlich ist „Morgen, Kinder“ für das Grillfest im Sommer eher ungeeignet, bleibt es doch dem Konzept gemäß ein zumindest winterliches Saison-Album. Aber selbst Weihnachtsmuffel können hier unerwartete Hörgenüsse entdecken, und für alle Freunde der Weihnacht gehört diese sympathische Hommage ganz nach oben auf den Wunschzettel.

Greyff, RABENTON, 02.2014 (PDF)

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