Nobody Knows
Rezensionen

Folkmagazin – Lyrik im Anzug

Schon das Wortspiel des Titels macht neugierig. Spielen sie nun im Anzug? Oder ist Lyrik im Kommen? Oder beides? Und dass das „Nobody Knows“. Das impliziert, dass sie gern bekannter wären. Hauptsache, sie kommen an. Sie lieben die Sprache, singen ausgezeichnet und musizieren wie ein großes Orchester, flott, mitreißend, freudebringend. Das kommt gleich rüber.

Ihre schönen Lyrikvertonungen zeigen, dass sie neben dem wilden Folken und Polken auch verstehen, die Leckerbissen feiner Konfitüre akustisch zu servieren. Wo beschäftigen sich junge Bands so intensiv mit deutscher Sprache und Lyrik? Vertonen sie dann noch, spielen und singen sie? Im Osten wird auf gute Sprache mehr Wert gelegt, als im oft schludrigen Westen. Wer sing schon Nietzsches „Vereinsamt“ und vertont es heute neu (nach Jens-Peter Häggs schöner Vertonung im „Turm“ vor 50 Jahren)?

Sie bringen dunkle Balladen und Gedichte und musizieren sie fröhlich: Heidenröslein, Lorelei, François von Villon, Tandaradei von Vogelweide, Thränen des Vaterlandes von Gryphius und Kriegsballade von Itzik Manger vertont von Jörg Kokott. Die meisten Stücke wurden von Max Heckel und von Maximilien Heinrichs vertont. Wahre Film- und Theatermusik. Es liegt in der Luft: Sie sind wohl die geborenen Nachfolger von „Das Blaue Einhorn“, die sich leider auflösen.

Die zweite Bonus-CD bringt das Heidenröslein und das Tandaradei in der Version von Max, King of the Fairies, den Erlkönig, Wandrers Nachtlied, das Herbstbild von Theodor Storm und die Mondnacht von Eichendorff. Am Schluss der ersten CD wird My Bonnie is over the ocean und Zigeunerjunge von Hans Blum jeder Rest von Traurigkeit musikalisch weggeblasen und weggefiedelt.

Im Osten sind sie viel unterwegs von Tangermünde und Salzwedel bis Waren an der Müritz. Die häufigen Eintragungen in ihrem Gästebuch zeigen die Beliebtheit der Band. Das Booklet ihrer CDs ist mit Liebe und Kunst von Michaela Herbst gestaltet. Hier sind sechs Musikanten und Künstler, die in der Riefe unserer Folkvorreiter gehören. Ich denke, im FM werdet ihr weiter von den „bekannten Unbekannten“ lesen. Viel Erfolg!

Hedo Holland, Folkmagazin, 02.2013 (PDF)

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02.08.2023, 01:56
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