Nobody Knows
Rezensionen

celtic rock – we folk You

„We folk YOU“, endlich mal ein Album, welches seinem Namen wahrlich gerecht wird. Mit ihrem viertem Folkalbum haben Nobody Knows eine CD produziert, die nicht zu unrecht Album des Monats Februar 2010 geworden ist. Nobody Knows ist eine 5-köpfige Band aus dem Herzen der Altmark, die gerade ihren neunten Geburtstag feiern konnte. Bei 4 Alben und neun Jahren Bandgeschichte erwartet man im ersten Moment eine Band deren Mitglieder allesamt knapp vor Vollendung des 30. Lebensjahres stehen. Aber weit gefehlt, Nobody Knows sind Jungfolks einer neuen Generation, die ihre Musik selber als „bundesrepublikanische Folklore mit westeuropäischer Note“ umschreiben. Auf „We folk YOU“ zeigen die 5 jungen Musiker, welches Talent und musikalisches Geschick in ihnen steckt. Bei Folkalben, die sich besonders mit der irischen Folkmusik beschäftigen, bin ich immer ein wenig skeptisch. Diese Skepsis ist diesmal aber alles andere als angebracht. „We folk YOU“ ist kein klassisches 08-15 Folkalbum wie man sie zu Hauf' kennt, ganz im Gegenteil? „We folk YOU“ beschäftigt sich musikalisch neben irischer Folkmusik, auch mit italienischem, spanischem und russischem Folk. Dies nicht genug, interpretieren Nobody Knows traditionelle Lieder auf ihre eigene Art und Weise und geben den Liedern einen neuen und modernen Anstrich.

Neben ein paar bekannten „Klassikern“ wie Star of the county down oder McPherson finden sich viele Lieder auf dem Album wieder, die man vergeblich auf anderen Folkalben sucht. Besonders hervor zu heben sind da die Lieder Katjuscha, Jean, Jacques und Nicola und Bella Ciao. Bei Katjuscha handelt es sich im ein russisches Liebeslied, welches jedem „gelerntem Ostdeutschen“ (wie mir!) ein Begriff sein dürfte. Der Text zu Jean, Jacques und Nicola stammt im Original von François Villon, jedoch wurde er von Sänger und Gründungsmitglied Max Heckel neu interpretiert. Bella Ciao ist eine Interpretation eines Liedes aus dem zweitem Weltkrieg, welches vorwiegend von kommunistischen Italienischen Partisanen gesungen wurde.

Besonders gefällt mir auf dem Album die Umsetzung von Creel. Die Version kommt zwar nicht an die Fiddlers Green Version Creel 2007 (vom Album Drive me mad!) heran, aber dennoch ist auch diese Umsetzung gelungen. Bei Fiddlers Green rockt das Lied, bei Nobody Knows hat es immer wieder leichten Jahrmarktscharakter, bei dem man sich das Schmunzeln nicht verkneifen kann. Beim Song Galway Piper hat man sich tatkräftige Unterstützung ins Boot (und ins Studio) geholt. Gemeinsam mit den Cobblestones aus Berlin hat man einen Song geschaffen, der auf der Nobody Knows Homepage zum Download bereit steht. Die letzten Lieder auf der Platte sind ebenfalls sehr hörenswert und unterstreichen erneut die Fähigkeiten von Nobody Knows. Im Outro interpretiert man ganz klassisch Johannes Brahms Ungarischen Tanz Nr. 5, bei Dein rotes Haar bedient man sich textlich und inhaltlich erneut beim bedeutendster Dichter des französischen Spätmittelalters François Villon.

Ein gelungener Abschluss eines sehr abwechslungs- und facettenreichen Albums, welches jeder Folkliebhaber im heimischen CD-Regal stehen haben sollte. Auf „We folk YOU“ wird ein Stilcocktail verschiedenster Folkrichtungen präsentiert, der zum tanzen, aber auch zum schmunzeln und träumen einlädt. Nobdoy Knows sind 5 talentierte Musiker, denen man in Zukunft ein noch größeres Publikum und mehr Aufmerksamkeit wünscht. Wenn wir von celtic-rock.de nur ein kleines bisschen dazu beitragen können, dann wird das bestimmt auch gelingen.

celtic rock, 02.2010 (PDF)

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02.08.2023, 01:56
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